Ein Kunde hat mir einen blauen Montblanc 149 zur Durchsicht zugeschickt. Schon im Vorfeld waren wir uns beide nicht ganz sicher, ob es sich tatsächlich um einen echten Montblanc handelt.
Auf den ersten Blick muss ich gestehen, dachte ich zunächst, dass es sich um eine echte Besonderheit handelt. Es gibt nämlich ein sehr kleines Kontingent blauer Montblanc 149 aus den 1970er-Jahren – und mit der „Orient Express“-Edition hat Montblanc ebenfalls einen blauen 149 herausgebracht.
Wie genau dieses Exemplar einzuordnen wäre, wusste ich zunächst nicht, aber ich wollte es mir unbedingt genauer ansehen.
Vom Gewicht und von der Haptik her war zunächst kein Unterschied zu einem Original festzustellen. Erst beim genaueren Hinsehen wurden kleine Unregelmäßigkeiten sichtbar.
A customer sent me a blue Montblanc 149 for inspection. Even beforehand, neither of us was completely sure whether it was in fact a genuine Montblanc.
At first glance, I must admit, I thought I was looking at something truly special. There is indeed a very small number of blue Montblanc 149s from the 1970s – and Montblanc also released a blue 149 as part of the Orient Express edition.
Where exactly this piece might belong was not clear to me at first, but I definitely wanted to take a closer look.
In terms of weight and feel, there was no noticeable difference compared to an authentic model. Only upon closer inspection did small irregularities begin to appear.

Die Prägungen der Feder sind nicht ganz so scharf wie bei einem echten Meisterstück. Der Stempel unter der „Au750“-Punze ist kaum zu erkennen.
Vom Schreibgefühl her war die Feder allerdings überraschend gut – kein Kratzen und keine Aussetzer im Tintenfluss.
Auch die allgemeine Form der Feder machte auf den ersten Blick einen stimmigen Eindruck.
The engravings on the nib are not quite as sharp as those found on an authentic Meisterstück. The stamp beneath the “Au750” hallmark is barely visible.
That said, the writing experience was surprisingly good – no scratchiness and no interruptions in the ink flow.
Even the overall shape of the nib appeared convincing at first glance.
Die Demontage war tatsächlich mit den Werkzeugen für originale Montblanc-Füllhalter möglich – selbst die Montageschlitze wurden also 1:1 kopiert. Das kam mir natürlich entgegen.
An der Kolbenmechanik erkennt man jedoch deutlich, dass es sich nicht um einen Montblanc handeln kann. Am Kragen des Messingteils befindet sich eine extrem scharfe Kante, an der man sich sogar verletzen könnte. So etwas kommt bei Montblanc nicht vor.
Die Montageschlitze an der Federeinheit waren im Prinzip korrekt, allerdings um 180° versetzt.
Nach dem Herausschrauben fällt auf, dass das Teil, welches Feder und Tintenleiter hält, mit zwei Dichtringen ausgestattet ist – so etwas gibt es bei keinem Montblanc-Modell.
Auch am platinierten Ring, dort wo die Mechanik ausgeschraubt wird, findet man wieder eine sehr scharfe Kante. Abgesehen davon ist dieser Ring bei echten Meisterstücken ganz anders befestigt.
Der Tintenleiter wirkt auf den ersten Blick in Ordnung, doch bei der Demontage zeigt sich schnell: Es handelt sich um billiges Plastik, grob verarbeitet und weit entfernt von der Qualität eines originalen Montblanc-Tintenleiters.
Disassembly was in fact possible with the same tools I normally use for authentic Montblanc fountain pens – even the assembly slots had been copied 1:1. That certainly worked to my advantage.
However, the piston mechanism clearly revealed that this could not be a Montblanc. The brass collar had an extremely sharp edge, sharp enough to cut yourself on. You would never find something like that on a genuine Montblanc.
The assembly slots on the nib unit were basically correct, but rotated 180°.
Once unscrewed, it became obvious that the part holding the nib and feed was fitted with two O-rings – something that does not exist on any Montblanc model.
At the platinum-coated ring, where the mechanism is removed, yet another sharp edge was present. Moreover, this ring is attached in a completely different way on genuine Meisterstück pens.
The feed at first glance looked acceptable, but once disassembled it became clear: it was cheap plastic, crudely finished, and far from the precision and quality of an authentic Montblanc feed.
Zusammenfassend kann man sagen: Die Fakes sind im Vergleich zu vor einigen Jahren erschreckend gut geworden – also passt gut auf, wo ihr kauft.
Meine Empfehlung: Seid bei eBay-Händlern, die ihr nicht kennt, besonders skeptisch, schaut euch die Fotos genau an – oder kauft am besten gleich nur bei einem Füllhalterhändler eures Vertrauens.
In summary: Fake pens have become alarmingly good compared to just a few years ago – so be very careful where you buy.
My recommendation: Be especially cautious with eBay sellers you don’t know, take a very close look at the photos – or better yet, buy only from a fountain pen dealer you trust.